09.01.2023: Gutes Ende nach über vier Jahren Flucht

Eine Familie flieht aus Afghanistan, lebt im Elendscamp Moria und erfährt gewalttätige Pushbacks an der kroatischen Grenze. Sie schaffen es nach Deutschland und sollen zurück nach Kroatien. Durch den Mut der Familie sich an die Öffentlichkeit zu wenden und den Einsatz vieler Unterstützer*innen können sie nun doch bleiben. Das ist ihre Geschichte.

25.11.2022: Familie Jacobi darf bleiben!

Die Entwicklungen überschlagen sich nun im positiven Sinne für die Familie Jacobi. Aus Berlin gab es aktuell quasi „als vorgezogenes Weihnachtsgeschenk“ die frohe Kunde, dass die Bundesrepublik Deutschland von ihrem Selbsteintrittsrecht Gebrauch machen wird. Der Fall wird nun auf nationaler Ebene geprüft. Das bedeutet, dass ein Asylverfahren angestoßen wird und somit eine Abschiebung nach Kroatien endgültig vom Tisch ist.

Die Familie ist unendlich froh und erleichtert. Eine große Entspannung. Nun kann man voller Zuversicht und Optimismus in die Zukunft sehen.
Die Familie dankt allen für die große Unterstützung. Der Druck der Sozialgemeinschaft hat dies möglich gemacht!


Update 18.11.2022

Das Regierungspräsidium in Karlsruhe hat die Ausländerbehörde der Stadt Calw beauftragt, eine Duldung für die Familie Jacobi zu erteilen.
Dies soll am 24.11.2022 geschehen. Duldung bedeutet rechtlich die Aussetzung der Abschiebung. Wir werten dies als ein positives Zeichen und eine gewisse Entspannung der Situation für die Familie Jacobi.

Familie Jacobi hat sich so sehr darüber gefreut und sieht nun auch wieder zuversichtlicher und hoffnungsvoller in die Zukunft.

Fernsehbericht in Ba-Wü aktuell, SWR, vom 10.11.2022.

Update 04.11.2022

Aktuelle Sachlage im Fall der Familie Hasrat Jacobi: Das Urteil - 28 Seiten lang - des Verwaltungsgerichts in Karlsruhe vom 31.10.22 ist leider negativ ausgegangen. Somit gibt es keine aufschiebende Wirkung. Dies ist leider nicht anfechtbar und es kommt somit nicht zu einem Hauptverfahren. Die Familie ist nun akut von der Abschiebung bedroht. Frau Saskia Esken, Bundesvorsitzende der SPD, versucht mit Hochdruck die Abschiebung zu verhindern und setzt sich weiterhin sehr stark für den Verbleib der Familie in Calw ein. Der Fall wird beim Bundesministerium des Inneren mit Priorität bearbeitet.

Wir hoffen so sehr, dass alles gut ausgeht!

Die Geschichte der Familie Jacobi

Liebe Freunde der Familie Jacobi,
liebe Sportkameraden und Mitspieler von Bilal,
liebe Freunde des FC Alzenberg-Wimberg,

wir möchten euch auf dieser Seite von Bilal erzählen.

Bilal wohnt mit seinen Eltern und drei Schwestern auf dem Wimberg. Bilal ist 11 Jahre alt und spielt Fußball beim FC Alzenberg-Wimberg. Ihr denkt jetzt sicher, das ist ja nichts Besonderes – viele Kinder aus Alzenberg und Wimberg spielen schließlich dort Fußball. Das stimmt. Die Geschichte allerdings, wie Bilal zu uns kam, ist durchaus eine sehr besondere und bemerkenswerte!

Bilals Vater arbeitete vor einigen Jahren für die deutsche Bundeswehr in Kabul, Afghanistan. Seit dem Rückzug der Bundeswehr sind dort jetzt die Taliban wieder an der Macht. Sie bedrohen, schlagen und töten alle Andersdenkenden und vor allem diejenigen, die für die Bundeswehr während ihrer Zeit in Afghanistan als Ortskräfte gearbeitet haben. So auch Bilals Vater und seine Familie, die von den deutschen Behörden dort einfach sich selbst überlassen und im Stich gelassen wurden.

Als vor ca. 4 Jahren die Bedrohung immer größer wurde, entschloss sich Bilals Vater Hasrat sein Haus zu verkaufen und auf eigene Faust mit seiner Familie zu flüchten. Die Familie floh größten Teils zu Fuß von Afghanistan über den Iran, die Türkei, Griechenland, Albanien, Montenegro, Bosnien, Kroatien …. bis nach Deutschland.

Anfang dieses Jahres landeten sie auf dem Wimberg und begannen sich hier zu integrieren. Bilal meldete sich im April bei uns zum Fußballspielen an. Er wurde auf Anhieb mit der E-Jugend unserer SGM Alzenberg-Wimberg-Altburg in der letzten Saison Vizemeister und spielt jetzt in der D-Jugend. Wenn sein Vater Zeit hat, unterstützt er uns durch Arbeiten am Sportplatz. Und auch Bilals Schwestern sind öfters vor Ort und überlegen sich gerade, ob sie auch mit Fußball anfangen. Sie alle gehen jetzt auch zum ersten Mal in ihrem Leben in die Schule.

Endlich, nach einer vier Jahre andauernden Odyssee, sind Bilal und seine Familie an einem Ort angekommen, an dem sie respektiert und akzeptiert werden und an dem sie keine Gewalt erfahren. Treffen Menschen, eine Gesellschaft, einen Verein, die ihnen die Chance geben, sich zu integrieren. Eine Chance, die sie nutzen! Eine bessere Zukunft! Eine Perspektive! Denkt ihr an ein Happy End?
Nein – kein Happy End. Die Familie soll abgeschoben werden!

Ihr denkt, das kann doch nicht wahr sein? Eine Familie, deren Vater für die Deutsche Bundeswehr gearbeitet hat? Die sich hier integrieren und sich nichts zu Schulden lassen kommen?

Doch! Die deutschen Behörden haben dies angeordnet und es kann jeder Zeit, jeden Augenblick so weit sein!

Wir vom FC Alzenberg-Wimberg und der SGM Alzenberg-Wimberg-Altburg wollen – nein, wir müssen – was tun; dürfen nicht zuschauen, sondern müssen die Familie Jacobi unterstützen!  

Wir wollen uns daher am 29.10. um 11:30 Uhr bei uns, am Sportplatz des FC Alzenberg-Wimberg, treffen, um ein (friedliches!) Zeichen der Solidarität zu setzen und an die Politik zu appellieren. Neben Pressevertretern haben wir zu diesem Termin auch Politiker eingeladen.

Helft mit! Es kann nicht sein, dass so mit Menschen umgegangen wird! Gerne dürft ihr einen Brief schreiben, in dem ihr über eure Erfahrungen mit Bilal oder seiner Familie berichtet oder an unsere Politiker appelliert. Oder malt Bilder. Es wird außerdem eine Unterschriftenliste ausliegen, die wir dann gemeinsam mit euren Beiträgen an die zuständigen politischen Gremien,  Nancy Faeser (Bundesministerium des Innern und für Heimat) und Annalena Baerbock (Auswärtiges Amt) übergeben werden.

Wichtiger Hinweis: Wir wollen Solidarität, Zeichen setzen und Aufmerksamkeit schaffen. Wir wollen keine politischen Interessensbekundungen oder Stimmungsmache. Wenn ihr das vorhabt, bleibt besser zu Hause!

Die Flucht und das Schicksal der Familie Jacobi könnt ihr euch hier ansehen:

Quelle: Schwarzwälder Bote vom 11.10.2022

Solidaritätsaktion zum Verbleib der Familie Jacobi (29. Okt. 2022)

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Am Samstag, 29.10.2022 versammelten sich rund 100 Besucher auf unserem Sportgelände um ein friedliches Zeichen für den Verbleib der Familie Jacobi in Deutschland zu setzen. SPD Kreisverbandsvorsitzende Andreas Reichstein
Tino Bayer vom Arbeitskreis Asyl Schömberg, der die Familie Jacobi seit Ihrer Ankunft auf dem Wimberg betreut, übergab im Rahmen der Veranstaltung der SPD Vorsitzenden Saskia Esken eine Unterschriftenliste mit 240 Einträgen zur Weiterreichung der Liste an die zuständigen Bundesministerinnen Nancy Faeser und Annalena Baerbock. Frau Esken hat es sich nicht nehmen lassen, trotz einer Zugverspätung auf das Sportgelände zu kommen, um sich mit Hasrat Jacobi auch noch persönlich auszutauschen. Mit Hoffnung und Zuversicht haben wir ihre Worte vernommen, dass sich Frau Esken für den Verbleib der Familie in Calw einsetzen wird.

Nach einer kurzen Begrüßung durch unseren Vorstand Norbert Splinter sowie unseren Jugendleiter Stefen Frank, auch im Namen von Armin Kober und Bernd Gengenbach vom 1. FC Altburg, verlasen die D-Juniorenspieler einen Brief, indem sie an die Verantwortlichen appellieren, dass ihr Sportkamerad Bilal, seine Geschwister und seine Eltern hier in Calw bleiben dürfen. Der Brief wurde ebenfalls Frau Esken übergeben.  
Durch die Zugverspätung übernahmen der Andreas Reichstein, SPD Kreisverbandsvorsitzender sowie Sarah Luminario vom Ortsverband der SPD die Rede von Frau Esken. Anschließend informierte Tino Bayer die Anwesenden von der aktuellen Situation und vom Stand des Asylverfahrens der Familie Jacobi und verlas das Grußwort des Patenschaftsnetzwerkes Afghanische Ortskräfte e.V..
Tobias Pflüger, ehemaliger Bundestagsabgeordneter der LINKEN berichtete eindringlich, wie er die Familie in Bosnien mit Herrn Lünser von Spiegel TV kennengelernt hat. Er forderte von der Politik, die willkürlich festgelegte Stichtagsregelung für ehemalige Ortskräfte aus Afghanistan aufzuheben, ebenso das Dublin-Abkommen. Gemäß dem Dublin-Abkommen würde die Familie Jacobi nach  Kroatien abgeschoben werden. Er hatte sich bereits zu seiner Bundestagszeit für die Familie eingesetzt, stieß jedoch auf große Widerstände bei der vorherigen Regierung. Über seine tolle Rede und sein Kommen freute sich Hasrat sehr.

Rechtsanwalt Ernst Dietzfelbinger führte in seiner Rede den rechtlichen Status aus. Die Entscheidung des Eilantrags beim Verwaltungsgericht in Karlsruhe steht noch aus. Er forderte ebenso vehement von den Entscheidungsträgern in Berlin, die Stichtagsregelung endlich aufzuheben.
Georg Hummler, Flüchtlingsbeauftragter des katholischen Dekanates in Calw, forderte von der Regierung, für alle Ortskräfte die für die Bundeswehr gearbeitet haben, unabhängig von der Stichtagsregelung Verantwortung zu übernehmen.
Anke Munch, die Sprecherin des Kreisverbands Calw Bündnis 90/Die Grünen kam ebenfalls noch kurz ans Rednerpult und bestätigte, dass ihr Verband voll hinter der Aktion stehe.

Das Schlusswort hatte Hasrat Jacobi. Er bedankte sich bei allen für die große Hilfe und war tief berührt, dass so viele Menschen gekommen sind. Er und seine Familie möchten auf keinen Fall nach Kroatien, in das Land, die seine Kinder geschlagen haben. Er äußerte den sehnlichsten Wunsch in Calw bleiben zu dürfen. Sie fühlen sich hier in Calw sehr wohl. Tino Bayer war zum Ende der Aktion positiv berührt über den starken Rückhalt und den Zuspruch aller Teilnehmer. Bereits wenige Stunden nach Ende der Aktion berichteten der SWR und der Schwarzwälder Bote darüber.
SWR Aktuell vom 29.10.2022Hier geht´s zum Artikel
Schwarzwälder Bote 30.10.2022: Hier geht´s zum Artikel